Bevor es losgeht...

Ehe es mit dem Seifensieden losgehen kann, müssen erst einmal die wichtigsten

Begriffe und Fachwörter rund um das Seifensieden geklärt werden. 

Natriumhydroxid (NaOH)

 

Ist eine stark alkalische Chemikalie, die meist in perlen- oder kristallform auftritt. NaOH ist essenziel für die Seifenherstellung. Durch Auflösen des NaOH in einer Flüssigkeit, entsteht eine stark ätzende Laugenflüssigkeit (Natronlauge), die mit Vorsicht zu behandeln ist! Nach dem Reifeprozess, ist jedoch in der fertigen Seife kein NaOH mehr vorhanden.

Überfettung

 

Eine Naturseife enthält im Normalfall immer einen Fettüberschuss von ca. 6% bis 8%, das bedeutet es wird etwas weniger NaOH verwendet, als zur kompletten Verseifung notwendig wäre. Diese Überfettung dient dazu die Haut zu pflegen und sie vor dem Austrocknen zu schützen. Würde man dies nicht tun, dann wäre die Seife für die Haut zu "scharf". Eine Haushalts-/Putzseife hingegen wird gar nicht oder maximal 1% bis 2% überfettet, da diese schließlich reinigen und nicht pflegen soll. Man kann bei bestimmten Rezepten (wie z.B. Salzseife) auch stärker überfetten (12%), jedoch bewirkt eine hohe Überfettung auch meist weniger Schaum und Reinigung und eine kürzere Haltbarkeit der Seife. 

Verseifung

 

Als Verseifung bezeichnet man einfach gesagt die Umwandlung der Öle/Fette in Seife mit Hilfe einer Lauge. 

Chemikalisch erklärt, wird der Verseifungsprozess auch als Hydrolyse von Fetten bezeichnet. Er ist ein chemischer Vorgang, bei dem Fette und Öle durch die Reaktion mit einer starken Base wie Natriumhydroxid (NaOH) in Glycerin und Seife (die Salze der Fettsäuren) umgewandelt werden. Dieses Verfahren basiert auf der Spaltung der Esterbindungen, die die Fettsäuren mit dem Glycerinmolekül verbinden. Dabei entstehen langkettige Fettsäuren, die als Seife fungieren, und Glycerin.

Die Gelphase

 

Sobald der fertig gerührte Seifenleim in die Form gefüllt und anschließend mit Handtüchern wärmeisoliert wurde, fängt er bestenfalls an sich von innen nach außen aufzuheizen. Das nennt man eine exotherme Reaktion. Durch die entstehende Wärme (die bis zu 70°C betragen kann) wird der eigentliche Verseifungsprozess beschleunigt. Der Seifenleim sieht währenddessen etwas dunkler und durchscheinend gelartig aus. Nach 24 Stunden wird er aber wieder heller und fester sein. Die Gelphase trägt dazu bei, dass die Seife schneller aushärtet und auch die Farben kräftiger ausfallen. Möchte man eher hellere Seifenstücke oder beim verwenden von Milchprodukten in der Seife, sollte auf die Gelphase verzichtet und die Seife eher gekühlt werden. Ob mit oder ohne Gelphase - das hat am Ende keinen Einfluss auf die Qualität der fertigen Seifenstücke.

Verseifungszahl

 

Jedes Öl oder Fett besitzt eine bestimmte Verseifungszahl, diese Zahl zeigt an, wieviel NaOH benötgt wird, um die gewünschte Öl/Fettmenge zu verseifen. Man multipliziert die Menge an Ölen/Fetten mit der jeweiligen Verseifungszahl. Jedoch wäre die Seife zu scharf, würde man die komplette Öl/Fettmenge verseifen, deshalb wird soviel vom NaOH abgezogen, wie am Schluss überfettet werden soll. Klingt erst einmal komplizierter als es ist.

 

Hier mal ein kurzes Rechenbeispiel:

Du möchtest eine Seife aus 400g Kokosöl herstellen. Sie soll 7% überfettet werden.

Die Verseifungszahl für Kokosöl ist 0,1797.

 

400g x 0,1797 = 71,88g NaOH

71,88g x 0,07 = 5,03g (der Abzug für 7% Überfettung)

71,88g - 5,03g = 66,85g NaOH 

Da man immer abrundet, sind es 66g NaOH, die für 400g Kokosöl benötigt werden.

 

Die verschiedenen Verseifungszahlen der jeweiligen Öle/Fette, findet man im Internet oder auch in vielen Fachbüchern rund um das Seifensieden. Wenn man nicht selbst rechnen möchte, kann man auch einen Online Seifenrechner nutzen.


Wer sich einmal den Herstellungsprozess von Naturseifen ausführlich anschauen möchte, dem empfehle ich dieses Video:



Jetzt geht's los...

Step by Step Anleitung für Seife im Kaltverfahren

 

  1. Arbeitsfläche vorbereiten, genügend Platz schaffen, Fläche mit Zeitungspapier o.ä. abdecken, alle Lebensmittel entfernen, alle Zutaten griffbereit haben, Kinder und Haustiere kurzfristig ausquartieren ;)
  2. Alle Arbeitsgeräte, Werkzeuge und Seifenformen bereitlegen und gegebenenfalls mit Backpapier auslegen.
  3. Destilliertes Wasser abwiegen und kalt stellen. Bei Bedarf kann die Flüssigkeit auch mehrere Stunden vorher in den Kühlschrank gestellt werden.
  4. Feste Fette genau abwiegen und in einem Topf langsam bei sehr niedriger Hitze schmelzen (im Wasserbad oder langsam auf dem Herd).
  5. Flüssige Öle genau abwiegen und erst einmal beiseite stellen. 
  6. Ätherische Öle in einem kleinen Gefäß oder Glas genau abwiegen und ebenfalls beiseite stellen.
  7. Ab jetzt Schutzbrille und Schutzhandschuhe tragen und für gute Lüftung im Raum sorgen (Fenster öffnen)! NaOH präzise in einem Behälter abwiegen. Danach das NaOH sehr langsam in den Behälter mit dem destillierten Wasser rieseln lassen und dabei mit einem Rührlöffel vorsichtig umrühren bis sich alle Partikel gelöst haben und die Flüssigkeit klar ist. Niemals andersherum, immer NaOH in die Flüssigkeit!!! Etwas Abstand zum Laugengefäß halten, da sich das Gemisch erhitzt und Dämpfe entstehen. Bei Bedarf kann auch zusätzlich mit Mundschutz gearbeitet werden.
  8. Nun das Laugengefäß sicher beiseite stellen und das Thermometer im Behälter platzieren. Die Lauge sollte abkühlen auf ca. 35°C - 40°C.
  9. Jetzt dürfen die flüssigen Öle zu den bereits geschmolzenen festen Fetten gegossen werden. Wer mag, kann der Ölmischung nun Zusätze wie Tonerden oder Kräuter hinzufügen und diese kurz mit dem Pürierstab durchmixen. Die ätherischen Öle kommen erst später dazu, denn einige von ihnen können den Seifenleim zu schnell andicken lassen, sodass er sich später nicht mehr gut in die Form gießen lässt.
  10. Wenn nun Laugenflüssigkeit und Ölmischung ungefähr die gleiche Temperatur von ca. 35°C - 40°C erreicht haben, wird die Lauge langsam in die Ölmischung gegossen, dabei mit einem Teigspatel umrühren und abwechselnd mit Pürierstab und Spatel arbeiten. Nicht dauerhaft pürieren, zwischendurch immer rühren und mixen und dabei die Konsistenz des Seifenleims kontrollieren. Er sollte sich langsam zu einer Emulsion andicken. Perfekt ist er, sobald sich der vom Spatel tropfende Seifenleim auf der Oberfläche abzeichnet und eine Art Spur hinterlässt. Nun ist er so gut wie bereit zum Einfüllen in die Form.
  11. Zum Schluss die ätherischen Öle hinzufügen und gut verrühren.
  12. Nun darf der Seifenleim in die bereit stehende Form gefüllt werden, dabei langsam über den Teigspatel gießen, das verhindert zu viele Luftbläschen in der fertigen Seife.
  13. Form mit Frischhaltefolie abdecken und gut mit alten Handtüchern oder einer Decke einpacken. Die Form an einem geschützten Ort abstellen und dort 24 Stunden ruhen lassen. In den nächsten Stunden darf auch mal nachgeschaut werden, wie es der Seife geht. Man sollte mit den Händen unter den Handtüchern die Wärme spüren. Sollte es zu heiß sein, dann lieber die Decken entfernen und die Seife die restliche Zeit so stehen lassen.
  14. Jetzt geht es ans Aufräumen und Säubern. Alle Gerätschaften grob mit Küchenpapier auswischen und mit Wasser und Spülmittel gründlich abwaschen. Selbstverständlich immer noch mit Handschuhen! Man kann die Seifengefäße auch 1 bis 3 Tage stehen lassen bis sich der Rest in Seife umgewandelt hat, dann lässt es sich leichter abwaschen. Ich persönlich empfehle die Gefäße nicht in den Geschirrspüler zu stellen. 
  15. Alle Arbeitsflächen wieder gründlich reinigen. 
  16. Nach 24 Stunden mit leichtem Druck des Fingers testen, ob die Seife fest genug ist, um aus der Form geholt zu werden. Bei großen Formen ist dies meist der Fall. Bei Einzelförmchen kann es durchaus bis zu 48 Stunden dauern. Sollte sie dann immer noch zu weich erscheinen, für ca. eine Stunde ins Gefrierfach legen, dann lassen sich die Förmchen oft leichter ausformen.
  17. Nun die Seife nach Bedarf in Stücke schneiden (Messer, Seifenschneider, Wellenschneider...) und am besten in offenen Holzkisten oder Kartons an einem luftigen, kühlen Ort für 4 bis 6 Wochen reifen lassen. Ab und zu schauen und gelegentlich mal wenden. Man kann in dieser Zeit auch testen, wie sich der PH-Wert verändert. Dazu gibt es PH-Wert Teststreifen. Einfach eine kleine Stelle auf der Seife mit einem nassen Finger anfeuchten und einen Teststreifen anlegen. Im Idealfall sollte der PH-Wert nach Reifezeit bei ca. 8 bis 9 liegen. Dann ist die Seife sicher und darf benutzt werden. 

Das Ausprobieren aller Rezepte und Tipps auf diesem Blog, erfolgt auf eigenes Risiko. Meine zur Verfügung gestellten Rezepte dürfen nicht für kommerzielle Zwecke verwendet werden. Sie sind ausschließlich für den Privatgebrauch gedacht.

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